Sabine Lohr schreibt im Schwäbischen Tagblatt:
..."Wegen der Altlasten ist das Gelände nicht einfach zu bebauen, weshalb es nun auch seit 26 Jahren nichts als öde Steppe ist. Doch im April zeigte sich ein Lichtstreif am Queck-Horizont, der jetzt heller wird. Die Besitzer, eine Eigentümergemeinschaft aus zehn Mitgliedern, ist bereit zum Verkauf. Aber nicht einfach so: Sie will bei der Bebauung mitreden. Zusammen mit dem Tübinger Architekturbüro Eble Messerschmidt hat sie im Frühling einen ersten Entwurf vorgelegt, der zeigt, wie und wo auf der Brache Häuser gebaut werden können: ober- und unterhalb des alten Flussarms.
Inzwischen gab es mehrere Planungsworkshops, an denen auch die Stadtverwaltung und Vertreter des Gemeinderats beteiligt waren – und der Käufer. Dabei handelt es sich um die Volksbau Tübingen, hinter der zu 90 Prozent die Umweltbank AG und zu 10 Prozent die Pro B Projekt GmbH steckt. Pro B ist das Büro von Andreas Stahl, ein Tübinger Architekt, der inzwischen in Berlin ist. Pro B hat zusammen mit der Umweltbank auch auf dem Güterbahnhof-Areal gebaut: preisgünstige Wohnungen in zwei Häuserblöcken und den Kopfbau bei der Blauen Brücke.
Und auch Eble Messerschmidt ist bekannt: Das Büro steht weltweit für ökologisches Bauen und hat in Tübingen die Ökosiedlung Schafbrühl auf Waldhäuser Ost gebaut. Über diese Partner ist Baubürgermeister Cord Soehlke „sehr froh“. Denn sie stünden nicht nur für ökologisches Bauen, sondern auch für soziale Durchmischung und preisgünstiges Wohnen. 90 Prozent des Queck-Areals sind für Wohnbau vorgsehen, davon soll ein Viertel sozialer Mietwohnungsbau sein, ein weiteres Viertel soll genossenschaftlichem Wohnen oder Baugruppen vorbehalten werden. Weitere 20 Prozent will die Volksbau als preisgedämpften Mietwohnungsbau umsetzen. Die restlichen 30 Prozent sollen als Eigentumswohnungen entstehen. Insgesamt sollen dort einmal rund 450 Menschen wohnen. Zehn Prozent der gesamten Bebauung sind für eine Kindertagesstätte und nicht-störendes Gewerbe vorgesehen.
Die Altlastenfläche übernimmt die Stadt. Später wird dort eine von Rad- und Gehwegen durchzogene Grünfläche sein. Aber zunächst wird das alte Flussbett, das 25 bis 30 Meter breit ist, noch einmal genau untersucht. Danach sollen Betonwände eingezogen und alles mit einer Betonplatte überdeckelt werden. „Das ist dann wie ein Sarkophag“, so Soehlke. Die Einhausung und der Drainagenbau sind teuer, der Baubürgermeister rechnet mit „einer siebenstelligen Zahl“. Die Fläche bekommt die Stadt dafür für einen symbolischen Preis.
Nördlich des alten Flussbetts sind fünf Häuser geplant, die drei bis fünf Geschosse haben. Entlang der Gartenstraße sind drei Wohnblöcke vorgesehen mit jeweils zwei „Armen“, die nicht ganz im rechten Winkel angeordnet sind – typisch für Eble Messerschmidt, die nicht rechtwinklig bauen. Unter diesen Gebäuden sind zwei Tiefgaragen vorgesehen. Die Höfe, die durch diese Winkelhäuser entstehen, werden durch weitere Häuser begrenzt. Im Westen wird zudem ein Kindergarten gebaut.
An der Ammerbrücke wird der markanteste Bau stehen: ein Turm, der sechs bis acht Geschosse haben soll. Voraussichtlich wird für ihn ein Architektur-Wettbewerb ausgeschrieben.
Zwischen Turm und Ammer ist eine Grünfläche geplant. Die Welzenwiler Straße soll dort gekappt werden, entlang der neuen Bebauungslinie führt dann eine kleine Straße bis zur Haldenstraße. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es aber zahlreiche Möglichkeiten, das Gebiet zu durchqueren. Vorgesehen sind außerdem öffentliche Grünflächen, ein Spielplatz, eine Sportanlage und eine stufenförmige Terrasse zur Ammer.
...Für den Fall, dass kein Bebauungsplan zustande kommt, will die Stadt der Volksbau Tübingen zusichern, das Areal komplett zu kaufen."
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